Bezirksverband Berlin-Marzahn der Gartenfreunde e. V.

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Verfasst am 20.01.2021 um 14:00 Uhr

Jäger der Nacht    

von Peter Beil    

Bezirksverband Spandau erkundet die Welt der Fledermäuse  

Seit Frühjahr 2017 sind wir bei der Aktion „Fledermäuse im Kiez“ dabei. Zwölf Fledermauskästen hat uns die Stiftung Naturschutz Berlin zur Verfügung gestellt. Im Vorfeld wurde durch Frederic Sorbe und Manfred Keller von der Stiftung Naturschutz geprüft, ob die ausgewählten Standorte geeignet sind. Nachdem sie ihre Zustimmung gegeben hatten, konnten wir in der Kolonie Waldessaum im Bezirksverband Spandau sechs Kästen anbringen. Weitere sechs Unterkünfte wurden in luftiger Höhe bei Familie Brundke angebracht, die in der Nachbarschaft einen landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaftet. Die Freude bei der ersten Überprüfung der Quartiere war sehr groß: Bereits nach einem halben Jahr sind sechs Kästen genutzt worden.


Mit Fledermausdetektor unterwegs in der Kolonie

Das Reich der Fledermäuse wird von mir seit dem Jahr 2018 weiter erkundet. Leihweise stellt dafür die Stiftung Naturschutz Berlin den Fledermausdetektor „Echo Meter Touch 2 Pro“ zur Verfügung. Dazu gehört noch ein Tablet mit entsprechender Software. Mit dieser Ausstattung kann man Fledermäuse akustisch erfassen und sogar optisch anzeigen lassen. In meinen monatelangen Aufnahmen konnte ich unter anderem die Zwergfledermaus dokumentieren, die in Berlin häufig zu finden ist. Beobachtet habe ich aber auch die durchreisende Rauhautfledermaus und das Braune Langohr, das eher selten in der Hauptstadt vorkommt.


In Berlin leben 18 Fledermausarten. Alle Arten gelten als gefährdet, manche sind extrem selten. Alle heimischen Fledermausarten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) streng geschützt. Hier bei uns ernähren sich Fledermäuse fast ausschließlich von Insekten. Insbesondere sind das Nachtfalter, Käfer, Fliegen, Spinnen und Schmetterlinge. Für uns Menschen ist besonders nützlich, dass eine einzige Fledermaus in einer Nacht bis zu 4000 lästige Mücken vertilgen kann. Leider haben die Fledermäuse nicht nur mit dem massivem Insektenschwund zu kämpfen. Sie leiden auch darunter, dass ihre Lebensräume immer kleiner werden. Und natürlich belastet sie auch der Klimawandel.


Fledermäuse richten keine Schäden an

Auch gilt es hier einmal mehr mit Mythen und Aberglauben aufzuräumen: Unsere heimischen Fledermausarten fliegen weder in die Haare, noch saugen sie Blut von Mensch und Tier. Sie richten keine Schäden an der Bausubstanz an und sind nicht, wie in den letzten Monaten vielfach diskutiert, für das Coronavirus verantwortlich. Seit Jahrhunderten leben Fledermäuse meist unbemerkt in enger Nachbarschaftmit uns Menschen, beispielsweise in Fassadenverkleidungen, Dachböden oder Mauerspalten von Gebäuden. Sie sind für uns völlig harmlos und suchen von sich aus keinen Kontakt zu Menschen. Haben Sie Fledermäuse als Nachbarn? Dann sollten Sie sich freuen! Das Beste ist, wenn Sie die Tiere nicht stören. Helfen können Sie den unauffälligsten Nachbarn der Welt mit einem Angebot an geeigneten Quartieren und blühenden Wiesen.


Helfende Hand für geschwächte Tiere

Fledermäuse, die am Tage aufgefunden werden, sind manchmal geschwächt oder sogar verletzt. Wenn Sie helfen möchten, fassen Sie das Tier bitte nicht mit bloßen Händen an. Wie auch bei jedem anderen Wildtier sind Handschuhe zu tragen. Geschwächte Tiere können vorsichtig in einen Karton gesetzt werden, der mit Tüchern und Luftlöchern ausgestattet ist. Dort sind sie geschützt vor Räubern und können sich erholen. Abends sollte man den Karton öffnen. Die Fledermaus wird diesen meist binnen kurzer Zeit eigenständig verlassen und wieder durch die Nacht jagen.


Peter Beil

stellv. Bezirksgartenfachberater im Bezirksverband Spandau der Kleingärtner e. V.


Hilfe von Experten

Fachlichen Rat in Sachen Fledermäuse bekommen Sie vom NABU Berlin, AG Säugetierschutz. Frau Rosenau ist erreichbar unter der Telefonnummer 0173/608 41 04. Herrn Teige erreichen Sie unter 0179/527 58 60. 

In Notfällen können Sie extrem geschwächte oder verletzte Tiere in der Zitadelle Spandau beim Pförtner abgeben. Die Tiere werden dort von Mitgliedern des Berliner Artenschutz Teams (BAT e.V.) abgeholt und versorgt. Telefonische Hilfe erhalten Sie dort unter 030/354 94 42 12.




Dieser Textbeitrag ist im Januar-Heft 2021 der Verbandszeitschrift 'Berliner Gartenfreund' erschienen und mit den freundlichen Genehmigungen des Autors und des Verlags W. Wächter auch hier. 


Foto Fledermaus: filorosso.eu - Manfred Gerber/pixelio.de