Bezirksverband Berlin-Marzahn der Gartenfreunde e. V.
Verfasst am 27.11.2018 um 14:57 Uhr

Erfolgreicher Workshop Klimagärten im Berliner Osten    

Der Landesverband Berlin der Gartenfreunde e.V. hat im Zuge der Kampagne „Berlin im Klimawandel - Wir tun was für das Wetter“ vier Workshops zum Thema Klimagärten initiiert, die auf Bezirksverbandsebene (Nord, Ost, Süd, West) durchgeführt wurden.

Am 24.11.2018 fand der dritte Workshop statt. Gastgeber für den Workshop Ost war der Bezirksverband Berlin-Marzahn der Gartenfreunde e.V.

Zum Workshop waren nicht nur die Multiplikatoren auf Bezirksebene willkommen sondern ebenso alle Kleingärtner und am Klimawandel interessierte Gäste. Das Interesse an der Veranstaltung war groß. Insgesamt 45 Personen aus den Bezirksverbänden Marzahn, Hellersdorf, Lichtenberg und Hohenschönhausen nahmen am Workshop teil, bildeten sich weiter, stellten ihre Fragen, diskutierten in Gruppen und tauschten Erfahrungen aus.

Neben Mitgliedern des Landesverbandes Berlin und des Bezirksverbandes Berlin-Marzahn der Gartenfreunde waren als Gäste auch Vertreter des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf von Berlin und des Umweltbildungszentrums Marzahn zugegen.

Eröffnet wurde der Workshop Ost von Burkhard Träder, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Bezirksverbandes Berlin-Marzahn der Gartenfreunde. Die Moderation übernahmen die Gartenfachberater Sven Wachtmann vom Landesverband Berlin und Alain Hamm vom Bezirksverband Marzahn der Gartenfreunde.

In zwei Vorträgen wurde theoretisches Wissen zu Klimagärten vermittelt.

Eva Foos von der Humboldt-Universität zu Berlin sprach über die Anpassung an den Klimawandel im Kleingarten: Herausforderungen und Strategien. Sie forscht am Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften seit 2009 zum Thema Klimaanpassung. Jetzt stellte sie erste Ergebnisse aus einer Befragung von Gartenfreunden aus den Kleingartenvereinen Elsenstraße, Wuhleblick und Am Forsthaus vor (alle Vereine befinden sich Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf), welchen Beitrag sie auf ihren Parzellen zu einer klimaangepassten Stadt leisten. Die Auswertung der Fragebögen aus diesem Jahr ergab beispielsweise, dass Dach- und Fassadenbegrünung in den Kleingärten bisher kaum eine Rolle spielt und auch die gezielte Tröpfchenbewässerung noch zu selten angewandt wurde. Auch Willkommensschilder für Besucher der Kleingartenanlagen und Hinweisschilder für Beispiele klimagerechten Gärtnerns  sind noch zu selten in den Gartenanlagen zu finden.

Im zweiten Vortrag ging Landesgartenfachberater Sven Wachtmann näher auf die Grundlagen des Klimagartens ein. Er erläuterte, welche Komponenten (Wasser, Boden, Luft, Wetter, Fauna und Flora) im Klimagarten zu berücksichtigen sind und gab wie seine Vorrednerin viele praktische Hinweise, wie insbesondere mit den Ressourcen Wasser und Boden klimageschützt und klimaangepasst umgegangen werden sollte. Die Vorschläge, wie Kleingärtner den Klimawandel bewältigen können,  gingen  über bisherige Methoden von ökologischem und naturnahem Gärtnern hinaus. So sollte z.B. Regenwasser nicht nur in verbundenen Tonnen gesammelt werden, sondern es sollten auch mehr Feuchtbiotope und Gartenteiche als Wasserspeicher angelegt werden. Um bei Starkregen einen unkontrollierten Wasserabfluss und Bodenausspülungen zu vermeiden, sollten Gräben mit Kokosmatten als Wasserbrücken fungieren und das Wasser einem Speicher zuführen. Eine ganzjährige Bodenbedeckung durch Mulchen und Anbau von Gründüngungspflanzen auf den abgeernteten Beeten wurde empfohlen, um Austrocknung und Erosion des Bodens zu vermeiden..

Auch Gartenfreunde aus Marzahner und Hellersdorfer Vereinen hatten Beiträge zum Workshop vorbereitet. Gartenfreund Dr. Hermann Wollner vom KGV Ahrensfelder Berg hatte für das Territorium des Stadtbezirks Marzahn-Hellersdorf Niederschlags-daten analysiert. Dazu wertete er die Daten aus den Wetterstationen am Kulturgut Alt Marzahn, aus Ahrensfelde und aus Strausberg aus und leitete daraus Gartentips ab, welche Maßnahmen bei Trockenheit anzuwenden sind.

Gartenfreund Lutz-Dieter Elsner, erster Vorsitzender und Fachberater des KGV Elsenstraße in Hellersdorf, befasste sich in seinem Beitrag damit, wie  wichtig es ist, den 295 Arten von Bienen und 27 Arten von Hummeln, die in Berlin vorkommen,  einen Lebensraum zu bieten. Jeder Garten sollte bienenfreundliche Blütenpflanzen von März bis Oktober im Bestand haben, um Bienen, Hummeln und nützlichen Hautflüglern reichlich Nahrung anzubieten, denn eine Vielfalt von Futterpflanzen bedeutet zugleich eine Vielfalt an Insekten zur Befruchtung der Kulturen in der Natur und im Garten. Außerdem berichtete Gartenfreund Elsner über das Projekt Naturgarten, das sein Verein unter Einbeziehung einer KITA gestaltet hat. Dabei  wurden eine Blumenwiese als Bienenweide angelegt, Bienenstöcke und ein Insektenhotel aufgestellt sowie Rosenstöcke gepflanzt.

Nach den Vorträgen gab es die Möglichkeit, Fragen zu allen Problemen des Gärtnerns unter Bedingungen des Klimawandels zu stellen sowie eigene Erfahrungen damit weiterzugeben. Das Spektrum reichte von Alternativen zu Buchsbaum für Beeteinfassungen, über die Frage, wie viele Bäume verträgt ein Kleingarten bis wie mulcht man richtig und warum Tigerschnecken zu dulden sind.

Anschließend war noch Gelegenheit Info-Tafeln, Info-Material und Hinweise zu Literatur zum Workshop und angrenzenden Themen zu sichten, sich mit Flyern auch für den Gartennachbarn einzudecken. Ein Anschauungsmodell zur Bewässerungstechnik für den Garten  wurde vorgestellt. Aufbereitetes Gartenmaterial zur Kompostierung und zu Mulchzwecken wurde ausgestellt und regte zu Nachahmung und Erfahrungsaustausch an.

Jeder Teilnehmer erhielt einen Feedback-Bogen, in dem er den Workshop bewerten konnte, aber auch eine Auswahl von Themen für  vertiefende Weiterbildungsangebote treffen  sowie neue zusätzliche Themenwünsche vorschlagen konnte.

Die Teilnehmer am Workshop Klimagärten nahmen die vielen Anregungen für ihre künftige Gartengestaltung und den Umgang mit den natürlichen Ressourcen in ihren Gärten gerne auf. Ihnen war die von Hitze und Trockenheit geprägte Gartensaison 2018 noch gut im Gedächtnis und deshalb werden sie auch ihren Gartennachbarn und Besuchern der Gartenanlagen die Bedeutung der Klimagärten als grüne Klimaoasen der Stadt und was sie dafür tun nahebringen.

Weitere Informationen zum Thema natur- und klimabewusstes Gärtnern unter

www.gartenfreunde-berlin.de

www.klimagaerten.de

Text:   Ursula und Klaus-Dieter Bernitz

Fotos: Ursula Bernitz, Andreas Rinner