Bezirksverband Berlin-Marzahn der Gartenfreunde e. V.
Verfasst am 29.03.2019 um 10:01 Uhr


Gartenfachberatung zu Obstgehölzen in Marzahner Gartenverein


Am 24. März 2019 waren 18 Gartenfreunde der Einladung des Bezirksverbandes Marzahn der Gartenfreunde zur Kulturführung an Obstgehölzen – Theorie und Praxis gefolgt. Durchgeführt wurde die Schulungsveranstaltung von Alain Hamm, dem amtierenden Gartenfachberater des Bezirksverbandes Marzahn. Ort der Veranstaltung war der KGV Am Kienberg e.V. und auch der ehemalige Gartenfach-berater des Vereins Jochen Knape und die derzeitige Fachberaterin Irina Busch waren mit von der Partie und halfen ebenfalls, die vielen Einzelfragen der Teilnehmer  zu beantworten.

 Auf den Hauptwegen der Gartenanlage am Kienberg wurden in den Jahren 2014 bis 2017 viele junge Obstbäume alter erhaltenswerter Sorten gepflanzt. Den Pflanzschnitt haben sie längst erhalten. Gegenwärtig benötigen viele von ihnen einen Erziehungsschnitt, um ein stabiles Geäst mit viel Fruchtholz für eine gute Ernte auszubilden.

Angekommen am ersten Baum ging es gleich los mit der Theorie. Zu klären waren die Bestandteile eines Obstbaumes und ihre Bedeutung für die Entwicklung des Baumes. Dabei ist die Auswahl der Wurzelunterlagen entscheidend, ob ein Obst-gehölz stark oder schwach wächst, wann der Ernteertrag einsetzt und wie hoch seine Lebensdauer ist. Ehe an die Gehölze Hand angelegt wurde, gab der Referent Hinweise zum Arbeitsgerät. Für die Jungbäume empfahl er Bypasscheren, jeweils für Rechts- und Linkshänder, um saubere Schnittstellen zu erzielen und Quetschungen zu vermeiden. Wer also mit beiden Händen arbeitet, benötigt für jede Hand eine besondere Schere. Da auch kranke und von Schädlingen befallene Äste zu entfernen sind, sollten die Schneidwerkzeuge auch während der Arbeit am Baum mit Spiritus gereinigt werden, um eine Schädlings- und Keimübertragung auf gesundes Holz zu vermeiden. Schnittmaßnahmen wurden anschließend an Kulturen von Apfel, Quitte, Sauerkirsche und Speierling demonstriert, wobei die Schulungsteilnehmer aktiv einbezogen wurden.

Aber auch an älteren Bäumen wurde der Kronenzustand diskutiert, auf Beachtung von Saftfluss, Saftbahnen und Saftwaage hingewiesen und wo nötig, erfolgte ein Nachschnitt.

Zur Schnittpraxis an Obstgehölzen wurde auf Bekanntes und Bewährtes hingewiesen, wie Schnitt stets auf eine nach Außen zeigende Knospe in Höhe über der Knospenspitze durchführen, nach innen wachsende Zweige entfernen, Astspitzen bis zur nächsten Verzweigung einkürzen. Steil nach oben austreibende Zweige sollten entfernt werden bzw. falls für den Kronenaufbau erforderlich mit Hilfsmitteln (Gewichten) gespreizt werden, um die Bildung von Blütenknospen anzuregen. Da Sauerkirschen am einjährigen Holz tragen, sind diese gleich nach der Ernte zu beschneiden.

Ein wichtiger Ratschlag für gesunde Obstgehölze war die regelmäßige Überprüfung der Bestände auf Krankheiten und Schädlingsbefall, nicht nur beim Schnitt der Gehölze sollte dies mit einer beleuchteten Lupe erfolgen, um rechtzeitig befallene Baumteile zu entfernen und ggf. weitere Bekämpfungsmaßnahmen durchzuführen. Befallenes Schnittgut ist sofort aus dem Garten zu entfernen, um andere Kulturen vor einem Befall zu schützen. Mithilfe einer Lupe konnten während der Schulung an Schnittgut Blattläuse und Spinnmilben festgestellt werden.                                             Zur Stärkung der Obstbäume, die in der Gartenanlage auf Rasenwegen stehen, gab es noch als Tipp, Dünger im Radius der Baumkronen einzubringen, indem mit dem Spaten schräg ein Spalt im Boden geöffnet wird zur Aufnahme des Düngers und dann sofort wieder geschlossen wird. Bei Trockenheit ist anschließend im Durchmesser der Krone zu wässern.

Während des Rundgangs der Schulungsteilnehmer durch die Obstbestände auf den öffentlichen Wegen des Vereins kamen einige Gartenfreunde neugierig aus ihren Gärten, lauschten aufmerksam den Ausführungen des Bezirksgartenfachberaters und nutzten die Gelegenheit, Hinweise zur Pflege ihrer Problemgehölze einzuholen. Dies zeigte, dass Angebote der Gartenfachberatung immer wieder gut angenommen werden und auch Unterstützung für naturnahes und klimagerechtes Gärtnern nachgefragt wird. Deshalb ein herzliches Dankeschön an den Referenten Alain Hamm von allen Teilnehmern und Zaungästen für seine fundierten Ausführungen.

Am Ende der Veranstaltung an einem schönen Frühlingstag machten alle noch eine positive Entdeckung: an der sonnigen Südseite eines Haupt-weges tummelten sich Hunderte von Wild- und Erdbienen über dem Boden.


Text und Fotos: Ursula und Klaus-Dieter Bernitz.